Pfarrer Durmann und das dramatische Ende des 2. Weltkrieges in Königsfeld


Die Geschichte von Königsfeld für Jung und Alt

© Frank Dörfler


Was war der „2. Weltkrieg“?

Der 2. Weltkrieg war ein großer Krieg von 1939 bis 1945. Er war der zweite Krieg, in welchen Länder der ganzen Welt verwickelt waren. Deutschland löste den 2. Weltkrieg aus, als der damalige deutsche Kanzler Adolf Hitler im Jahr 1939 damit begann, unser Nachbarland Polen zu erobern. Hitler hatte in Deutschland die Demokratie abgeschafft und herrschte mit seiner Nationalsozialistische Partei (kurz: „Nazis“) ganz alleine und brutal. Er hatte vor, in Europa mit Gewalt ein riesiges deutsches Reich zu errichten. Großbritannien und Frankreich erklärten Deutschland daraufhin den Krieg, um die Eroberungen zu stoppen. Am Anfang war Deutschland erfolgreich, doch Hitler griff auch die riesige Sowjetunion an. Weiterhin erklärte den mächtigen USA den Krieg, nachdem diese von seinem Verbündeten Japan angegriffen worden waren. Nach 6 Jahren schwerer Kämpfe wurden Deutschland und Japan im Jahr 1945 schließlich durch die Übermacht von Feinden besiegt.
Der 2. Weltkrieg brachte großes Leid und kostete vielen Millionen Menschen das Leben.

Was passierte am Ende des 2. Weltkrieges in Königsfeld?

So sahen die amerikanischen Panzer damals aus. Quelle: Wikipedia-public domain

► Am Ende des 2. Weltkriegs wurde ganz Deutschland von fremden Soldaten erobert, unsere Gegend von der US-Armee (= Soldaten der USA). Königsfeld erreichten US-amerikanische Panzer am 14. April 1945, nachdem sie am Vortag Steinfeld besetzt hatten. Zu diesem Zeitpunkt war der Krieg für Deutschland gegen eine Übermacht von Gegnern längst verloren. Weiterer Widerstand der deutschen Soldaten konnte an diesem Ergebnis nichts mehr ändern.

Quelle: Bucheinband von Martin Franze, Kriegsende und Neubeginn in Ebermannstadt und in der Fränkischen Schweiz

Die weißen Pfeile und Linien auf der Landkarte zeigen den Vormarsch der US-Amerikaner. Findest du Königsfeld auf der Karte?


Warum kam es zu einem Kampf bei Königsfeld?

► Die US-amerikanischen Panzer rückten von Steinfeld kommend über die Anhöhe der Kuli-Kapelle auf das Aufseßtal zu. Am Ortsrand von Königsfeld hatten deutsche Soldaten ein Geschütz (= eine moderne Kanone) aufgestellt, mit dem sie die amerikanischen Panzer aufhalten wollten. Den Befehl dazu hatten sie von ihren Vorgesetzten und den in Deutschland herrschenden Nationalsozialisten bekommen, obwohl der Krieg längst verloren war. Sie drohten den Soldaten mit der Todesstrafe, wenn sie den sinnlosen Kampf gegen die übermächtige US-Armee verweigern würden.


► Der erste Schuss des deutschen Geschützes ließ einen der US-Panzer in Flammen aufgehen. Die anderen amerikanischen Panzer zogen sich zurück, erwiderten aber aus der Ferne das Feuer. Es entwickelte sich ein Gefecht mit gegenseitigen Beschuss über mehrere Stunden.

Foto: Frank Dörfler


Was hatte Pfarrer Durmann mit diesem Kampf zu tun?

Pfarrer Durmann

► In dieser für Königsfeld sehr gefährlichen Situation rannte der damalige Königsfelder Pfarrer Georg Durmann zum deutschen Geschütz. Er war ein „gestandenes Mannsbild“ und sehr volksnah. (Er liebte es, in den Königsfelder Wirtschaften das Kartenspiel „Schafkopf“ mit den Bauern zu spielen) Mit deutlichen Worten machte er den deutschen Soldaten klar, dass ihr Kampf für den Krieg sinnlos sei und sie nur sich selbst und das ganze Dorf in Lebensgefahr brächten. Dabei sollen folgende Worte gefallen sein: „Normalerweise dürftet ihr gar nicht mit dem Leben davonkommen, aber manchmal hat unser Herrgott eine Vorliebe für Saudumme!“ Die deutschen Soldaten gaben daraufhin den Kampf auf.

 Dann ließ Pfarrer Durmann die verwundeten Amerikaner aus dem brennenden Panzer retten. Die Schwerverwundeten wurden auf einen Wagen gebettet und dieser mit einem weißen Bettlaken als „weiße Fahne“ den amerikanischen Truppen entgegen geschickt. (Die weiße Fahne ist ein Zeichen dafür, dass man verhandeln oder sogar aufgeben will.) Einer der verwundeten Amerikaner berichtete seinen Vorgesetzten von der mutigen Tat des Pfarrers. Daraufhin beendeten die amerikanischen Panzer den Beschuss und zogen wenig später in Königsfeld ein.

► Damit war der Zweite Weltkrieg in Königsfeld zu Ende. Die amerikanischen Panzer zogen über Hohenpölz weiter in Richtung Ebermannstadt. Noch am Abend des gleichen Tages stießen sie vor Ebermannstadt wieder auf eine deutsche Geschützstellung, wie in Königsfeld. Es entwickelte sich erneut ein heftiges Feuergefecht, bei welchem mehr als 20 Soldaten auf beiden Seiten das Leben verloren. Deutschland ergab sich endgültig am 8. Mai 1945.


Was erinnert an das Gefecht bei Königsfeld von 1945?

► Zu Ehren Georg Durmanns, der von 1935 bis zu seinem Tode 1955 Pfarrer in Königsfeld war, wurde eine Königsfelder Straße nach ihm benannt: Die „Pfarrer-Durmann-Straße“ führt von der Schule bis zur Kirche.


► Eine traurige Erinnerung des Kampfes bei Königsfeld ist dieses Sterbebild eines in Königsfeld eingesetzen und gefallenen (= im Krieg gestorbenen) deutschen Soldaten:

Quelle: Frank Dörfler


Welches Gebäude in Königsfeld spielte ein Rolle beim Kriegsende?

In der damaligen Brauerei Endres – bei den Einheimischen bekannt als Gasthaus „Ziegler“ – Hauptstr. 30, richtete die US Armee nach ihrem Einmarsch in Königsfeld ein kleines Lazarett für ihre verwundeten Soldaten ein. Der 1857 erbaute Kalksteinquaderbau gehört heute zu den offiziellen Baudenkmälern der Gemeinde Königsfeld.

Der ehemalige Brauereigasthof Endres im Jahre 2020; Quelle: Stephan van Helden – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:D-4-71-151-2_Gasthof.jpg


Welches Problem hatte Pfarrer Durmann außerdem noch?

► Kurz vor dem Eintreffen der amerikanischen Truppen erreichte ein Bulldog mit Anhänger in der Nacht des 13. April Königsfeld. Der Fahrer fuhr zum Pfarrhaus und klingelte mit Sturmgeläut Pfarrer Durmann aus dem Bett. Er erklärte dem verdutzten Pfarrer, dass er von der Reichsbankfiliale Bamberg komme und den Auftrag habe, im bombensicheren Keller des Pfarrhauses seine Ladung von 25 Millionen Reichsmark (!) zu deponieren.

► Als Pfarrer Durmann den Fahrer schroff abwies („Weiche von mir, Satan!“), holte dieser den Ortspolizisten von Königsfeld zur Hilfe. Königsfeld hatte damals tatsächlich eine eigene kleine Polizeistation. Ihr Büro und eine Gefängniszelle befanden sich gleich unterhalb der Kirche im Kaufhaus Brehm am Kirchberg (Jakobsberg 4), in welchem heute eine Fahrschule ist. Auf Anweisung des Polizisten wurde schließlich das ganze Geld im Keller des Pfarrhauses und in einer leeren Zisterne im Friedhof untergebracht.

Das ehemalige Kaufhaus Brehm, in welchem die kleine Polizeistation untergebracht war. Foto: Frank Dörfler


Was wurde aus dieser riesigen Geldmenge?

Pfarrheim Königsfeld. Foto: Frank Dörfler

 Nach dem Ende des Krieges erschien ein Beamter der Reichsbank bei Pfarrer Durmann und teilte ihm mit, dass von den Scheinen 2 Millionen Reichsmark gar nicht die Bank hätten verlassen dürfen. Man müsse sie sofort vernichten. Und so wurden im heutigen Pfarrheim, in welchen damals einige Nonnen der Oberzeller Schwestern eine „Kinderverwahranstalt“ (=Kindergarten) betrieben, Scheine im Wert von 2 Millionen Reichsmark im Ofen verbrannt!

► Einige Zeit später fuhren schwerbewaffnete amerikanische Soldaten mit einem Lastwagen vor, luden die verbliebenen 23 Millionen Reichsmark auf und brachten diese zurück nach Bamberg.



Was passierte mit Deutschland nach dem 2. Weltkrieg?

Nach 1945 wurde Deutschland von den Siegern aufgeteilt: Es entstand ein Westdeutschland (Bundesrepublik) – zu welchem auch unsere Gegend gehörte – und ein Ostdeutschland (DDR). Ein Teil des deutschen Gebietes im Osten ging auch verloren. In Westdeutschland wurde die Demokratie ab 1945 erneuert, in Ostdeutschland geschah dies erst 1989. Seit dem 3. Oktober 1990 sind West- und Ostdeutschland wieder als Bundesrepublik Deutschland vereinigt (= Tag der Deutschen Einheit). Seit dem Ende des 2. Weltkrieges leben wir Deutsche in Frieden mit unseren Nachbarländern.


 

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Quellen:

 Martin Franze: Kriegsende und Neubeginn in Ebermannstadt und in der Fränkischen Schweiz, Erlangen 2009 (Schriftenreihe des Fränkische-Schweiz-Vereins Band 15) / Die Fränkische Schweiz – Landschaft und Kultur)

 Erzählungen von Mathias Dörfler (1924-1998), Königsfelder und Großvater des Autors

 Privates Archiv von Frank Dörfler (Fotos von Königsfeld und Sterbebild Alois Neudorfer)

Wikipedia: www.wikipedia.de

Wikimedia Commons: www.commons.wikimedia.org

 Klexikon – Das freie Kinderlexikon: www.klexikon.de