Die Geschichte von Königsfeld für Jung und Alt
© Frank Dörfler
Warum nennen ältere Dorfbewohner die Siedlung um die Raiffeisenbank Königsfeld „das Lager“ und den Straßenberg nach Hohenhäusling den „Lagersberg“?
► An dieser Stelle war früher tatsächlich einmal ein großes „Lager“. Es war ein Lager des „Reichsarbeitsdienstes R.A.D.“ , welchen es in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus (1933 bis 1945) gab.
Warum wurde damals dieses Lager gebaut?
► In der Zeit von 1933 bis 1945 herrschte in Deutschland die Nationalsozialistische Partei (kurz: „Nazis“) mit ihrem Kanzler Adolf Hitler.Sie bestimmten im Jahre 1935, dass alle jungen Männer für 6 Monate lang einen „Arbeitsdienst“ ableisten mussten. Dieser Arbeitsdienst hieß „Reichsarbeitsdienst“ , die meist verwendete Abkürzung war: R.A.D.
Die jungen Männer wohnten in extra errichteten Lagern, den „RAD-Lagern“ . Solche Arbeitsdienst-Lager gab es über ganz Deutschland verteilt, vor allem auf dem Land. Sie sahen ähnlich aus wie kleine Kasernen, in welchen Soldaten leben.
Wie sahen die RAD-Männer aus?
► Die Arbeitsdienst-Männer sahen ähnlich wie die damaligen Soldaten aus. Sie hatten eine Uniform. Im Gegensatz zu Soldaten hatten sie aber keine Waffen, sondern Spaten und Werkzeuge. Ihre Chefs waren Offiziere. Diese hießen RAD-Führer. Ihren Befehlen mussten die RAD-Männer gehorchen. Das Marschieren in Reih und Glied war ein wichtiger Teil der RAD-Ausbildung.
Was mussten die RAD-Männer arbeiten?
► Die RAD-Männer wurden in Gruppen (Abteilungen) für Bauprojekte in der Gegend ihres Lagers eingesetzt. Das waren zum einen der Bau von Straßen und Wegen. So legten z.B. die Königsfelder RAD-Männer die Straße nach Heiligenstadt an. Zum anderen bauten sie die Wasserversorgung durch Wasserleitungen auf, so z.B. in Kotzendorf. Aber auch in der Landwirtschaft und Forstwirtschaft arbeitete der RAD (Erntehilfe und Waldarbeiten).
Warum gibt es alte Postkarten des RAD-Lagers Königsfeld?
► Die RAD-Männer in Königsfeld waren keine Einheimischen. Sie kamen aus ganz Deutschland, um ihre Dienstzeit von 6 Monaten abzuleisten. Da es damals noch keine Smartphones gab, war die Post die einzige Möglichkeit für sie, um Nachrichten und Fotos nach Hause zu senden. Aus diesem Grunde gab es für die RAD-Männer extra Foto-Postkarten vom Königsfelder RAD-Lager. Diese zeigen uns heute, wie die Gegend um die Raiffeisenbank damals ausgesehen hat.
Gibt es noch Überreste des RAD-Lagers?
► Ja, es gibt heute noch ein Gebäude, von dem man nicht denkt, dass es einmal Teil des RAD-Lagers war. Es ist das Wohngebäude für die Offiziere/RAD-Führer des Lagers. Aber es ist nicht in der Nähe unserer Raiffeisenbank zu finden. Es befindet sich auf der anderen Seite des Aufseßtales in der Nähe des Schützenhauses: Das dunkelgrün angestrichene Holzhaus (Jakobsberg 19) war das Wohnhaus der Königsfelder RAD-Führer. Diese hatten von dort aus nach Dienstschluss/Feierabend eine hervorragende Aussicht auf das RAD-Lager und gleichzeitig ihre Ruhe. Ältere Königsfelder nennen dieses grüne Gebäude noch immer „Die Führer-Baracke“.
► Am Raiffeisenplatz sind vom RAD-Lager keine Überreste mehr vorhanden.
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Quellen:
► Wikipedia: www.wikipedia.de
► Klexikon – Das freie Kinderlexikon: www.klexikon.de
► Privatarchiv Frank Dörfler