Das Wasserschloss auf der „Pachterswiese“ 1719


Die Geschichte von Königsfeld für Jung und Alt

© Frank Dörfler


Wo war ein Wasserschloss in Königsfeld?

► In Königsfeld gab es vor ca. 300 Jahren ein Wasserschloss auf der heutigen „Pachterswiese„, welche zwischen dem „Pachtershof“ (Bauernhof der Familie Böhm, Hausname: „Pachter“) und der Straße nach Kotzendorf liegt. Die Aufseß war damals an dieser Stelle zu einem kleinen See (Weiher) aufgestaut.

Foto: Frank Dörfler


Woher wissen wir das?

► Eine alte Landkarte von 1719 zeigt die heutige Pachterswiese, die damals „Schlosswiese“ hieß. In der Mitte der Schlosswiese ist in einem kleinen See eine kleine Insel eingezeichnet, welche dieser Plan „Plaz der alten Castri“ nennt, also: „Platz der alten Befestigung“. Damit ist ein Wasserschloss gemeint. Da die Landkarte von einer „alten Befestigung“ spricht, wurde das Gebäude schon viel früher erbaut, wahrscheinlich bereits im Mittelalter

Quelle: HOLLFELDER BLÄTTER, Studien zur Heimatforschung auf der nördlichen Frankenalb, 5. Jahrgang 1980, Heft 4, S. 73


► Die heutige Straße nach Hollfeld wird auf diesem alten Plan „Hollfelder Weg“ genannt, die Felder um das Wasserschloss herum „Schloss Feld“ . Auch eine alte Mühle (heute Neubau der Familie Niemetz) und der „Mühlweg“ dorthin sind zu sehen.

► Kannst du diese Bezeichnungen auf dem alten Plan finden? Klicke dazu das Bild des alten Planes an!


Wie sah das Wasserschloss aus?

► Stehen wir heute auf der Pachterswiese, so sehen wir leider keine Spuren des Wasserschlosses mehr. Wir stellen aber auch fest, dass der aufgestaute See und die kleine Insel darin wirklich nicht sehr groß gewesen sein konnten. Ein großes Märchenschloss von Wasser umgeben kann also an dieser Stelle nicht gewesen sein.

Ausgrabungen im Jahr 1957 haben ergeben, dass das Gebäude immerhin 18 Meter lang und 11 Meter breit war und dass es 2 Türme hatte.

► Wie das Königsfelder Wasserschloss genau ausgesehen hat, wissen wir aber nicht. Es gibt jedoch an anderen Orten in Europa noch Beispiele für kleine Wasserschlösser:

Ein Beispiel ist diese Zeichnung eines mittelalterlichen „Festen Hauses“ in Frankreich in Camarsac bei Bordeaux, welches in einem Weiher stand und Türme und Zinnen hatte.

Ein weiteres Beispiel steht in Franken nahe bei Rothenburg an der Tauber, dasTopplerschlösschen. Es befand sich auf einer kleiner Insel in einem Weiher, der dort durch das aufgestaute Flüsschen „Tauber“ entstand. Solche kleinen Wasserschlösser heißen Weiherhäuser“ . Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch das Königsfelder Wasserschloss ein ähnliches „Weiherhauswar.

Das Topplerschlösschen im Taubertal. Quelle: www.heinrich-toppler.de


Wem gehörte das Königsfelder Wasserschloss?

► Das Königsfelder Wasserschloss und der dazugehörige Wirtschaftshof (der heutige Pachtershof) gehörten der Adelsfamilie derFreiherren von Aufseß“ . Noch heute ist über der Haustüre des Bauernhauses das steinerne Familienwappen der „Freiherren von Aufseß“ zu sehen.


Warum hatte diese Familie in Königsfeld ein Wasserschloss?

► Königsfeld war im Mittelalter ein Königshof der Frankenkönige. Zu diesem Königshof gehörten große Bauernhöfe (Gutshöfe). Die Frankenkönige übergaben diese Gutshöfe an Adelige (Fürsten/Grafen/Freiherrn). Die Adeligen kümmerten sich dafür um ihre Gutshöfe und versorgten den Königshof mit Lebensmitteln.

Lies hierzu:

Der Königshof der Frankenkönige

► Die Familie derFreiherren von Aufseßhat ihre großen Schlösser im OrtAufseß(Unteraufseß und Oberaufseß) im Aufseßtal. In Königsfeld kaufte diese Familie im Mittelalter um das Jahr 1300 viele Gutshöfe anderer Adeliger (Fürsten/Grafen/Freiherrn) auf. So übernahmen die Freiherren von Aufseß die Herrschaft über Königsfeld.


Wann verschwand das Wasserschloss?

Genau können wir das nicht sagen. Auf der Landkarte von 1719 war das Weiherhaus noch als „alte Befestigung“ zu sehen. Gut 120 Jahre später ist das Gebäude auf einem → Ortsplan von Königsfeld aus dem Jahre 1843 bereits vollständig verschwunden. Der Verfall des Weiherhauses und sein Abbruch müssen also während dieser 120 Jahre passiert sein.

Ausschnitt aus dem Ortsplan von 1843. Quelle: Bayerische Landesbibliothek Online


Allerdings sind immer noch das Bett des Weihers und die kleine Insel (mittlerweile mit Bäumen bewachsen) auf dem alten Plan vorhanden. Kannst du beide erkennen?

Lies hierzu auch:

Der Ortsplan von Königsfeld aus dem Jahr 1843


Welche Spuren gibt es heute noch?

Heute ist von der kleinen Insel in der Mitte der Pachterswiese keine Spur mehr zu finden.  Überlege: Wie kann die Insel seit 1843 verschwunden sein? Kann die Natur durch Überschwemmungen der Aufseß die Insel abgetragen haben? Oder war dazu menschliche Arbeit notwendig?

Es gibt noch das Wappen über der Haustüre des Pachterhofes. Der Hof dürfte neben der Kirche eines der ältesten Gebäude von Königsfeld sein.

► Um die Aufseß an der Pachterswiese zu einem kleinen See bzw. einem Weiher aufzustauen, war ein „Stauwehr“ notwendig. Das ist ein Bauwerk mit einer hölzernen Stauwand, welche man öffnen und schließen kann. Direkt an der heutigen Einfahrt zur Kläranlage sind an der Aufseß die Reste der alten Ufermauern des Stauwehres zu finden. Allerdings sind sie stark von Gräsern eingewachsen:

Die Überreste der Ufermauern des Stauwehres. Foto: Frank Dörfler


► Vorschlag: Wollen wir im Heimat- und Sachunterricht die alten Mauern vom Grasbewuchs befreien?


 

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Quellen:

► HOLLFELDER BLÄTTER, Studien zur Heimatforschung auf der nördlichen Frankenalb, 5. Jahrgang 1980, Heft 3 und 4

Wikipedia: www.wikipedia.de

 Klexikon – Das freie Kinderlexikon: www.klexikon.de

► Bayerischen Landesbibliothek Online: www.bayerische-landesbibliothek-online.de/ortsblaetter

► Privatarchiv Frank Dörfler