Vorwort: „Man sieht nur, was man weiß.“


Die Geschichte von Königsfeld für Jung und Alt

© Frank Dörfler


„Man sieht nur, was man weiß.“ – Dieses berühmte Zitat von Johann Wolfgang von Goethe beschreibt die Tatsache, dass uns nur Dinge auffallen können, über die wir Hintergrundwissen besitzen.

„Man sieht nur, was man weiß.“ – Dieser Satz steht auch ganz treffend für meine eigene Lebenserfahrung: Meine Kindheit und Jugend verbrachte ich in Königsfeld, ohne jedoch das Wissen um die wechselvolle Geschichte meiner Heimat im Hinterkopf zu haben. Ich lebte in diesem schönen Dorf und seiner Umgebung, nahm aber in meinem Alltag die historischen Orte nicht wahr. Oder ich sah diese zwar, war mir aber ihres Wertes nicht bewusst. Ganz im Gegenteil, ich hatte als Jugendlicher eher das Gefühl, in einer abseits gelegenen, unbedeutenden Gegend zu leben.

Einige Beispiele hierzu:

→ Das Feld, auf dem vor 7000 Jahren das jungsteinzeitliche „Ur-Königsfeld“ stand, sah ich als Kind vom Küchenfenster meines Elternhauses aus. Es war für mich einfach ein Feld, nichts weiter.

→ Auf der im Winter überschwemmten und zugefrorenen „Pachterswiese“ spielte ich mit meinen Freunden Eishockey, ohne auch nur zu ahnen, dass dort einst ein Wasserschloss stand.

→ Durch die „Pfarrer-Durmann-Straße“ in meiner Nachbarschaft lief ich als Kind fast täglich, ohne auch nur eine Vorstellung davon zu haben, welche wichtige Rolle der damalige Pfarrer Georg Durmann beim dramatischen Ende des Zweiten Weltkrieges in Königsfeld einnahm.

→ Unzählbar oft schlenderte oder radelte ich auf der „Hauptstraße“ entlang der Aufseß durch den Ort. Niemand hatte mir je erzählt, dass Napoleon Bonaparte 1812 mit seiner Gemahlin und seiner Leibwache auf seinem Weg nach Russland hier durchgezogen war.

Erst als ich im Jahr 2013 als Lehrer nach Königsfeld zurückkehrte –  welches seit über 20 Jahren nicht mehr mein Wohnort war – begann ich, meine Heimat mit anderen Augen zu sehen. Das Schulfach „Heimat- und Sachunterricht“ motivierte mich dazu, Königsfeld und Umgebung aus der Sicht eines Heimatkundlers zu betrachten. Ich forschte nach, und je mehr ich wusste, desto mehr sah ich meine alte Heimat mit neuen Augen. Eine weitere Wirkung kam hinzu: Eine veränderte, große Wertschätzung!

Meine „Heimatkunde“ ist so verfasst, dass sie von Grundschülern im Heimat- und Sachunterricht verwendet werden kann. Daher bemühe ich mich um eine einfache, verständliche Sprache. Fachausdrücke werden unmittelbar erklärt oder sind mit dem Internet „verlinkt“. Desweiteren enthält sie Arbeitsaufträge, die in der „Du-Form“ formuliert sind, um die Kinder direkt anzusprechen.

Unsere Schüler und alle Interessierte dazu zu bringen, ihr alltägliches Königsfeld und seine Umgebung mit neuen Augen zu sehen und es neu wertzuschätzen – dies soll das Ziel dieser „Geschichte von Königsfgeld für Jung und Alt“ sein.

Deshalb möchte ich Goethes Zitat um einen Zusatz erweitern:

„Man sieht nur, was man weiß.“ – … und schätzt seinen Wert umso mehr!

 

Königsfeld, im Mai 2018

Frank Dörfler


 

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