Ein Bahnhof in Königsfeld? – Der Plan für die Jurabahn 1906


Die Geschichte von Königsfeld für Jung und Alt

© Frank Dörfler


Warum war ein Bahnhof in Königsfeld geplant?

Dampflok auf der Strecke Hollfeld-Bayreuth (Foto: Helmut Dahlhaus)

Zur Zeit der Dampfloks im Jahre 1904 war Hollfeld Endbahnhof der Bahnstrecke Bayreuth–Hollfeld und im Jahre 1908 Scheßlitz der Endbahnhof der Bahnstrecke Scheßlitz-Bamberg. Die deutsche Eisenbahn (damals hieß sie „Reichsbahn“) plante, die beiden Bahnhöfe Scheßlitz und Hollfeld durch eine Bahnstrecke über den fränkischen Jura (= Gegend von Königsfeld) zu verbinden und damit eine Bahnlinie von Bamberg nach Bayreuth zu schaffen. Diese Verbindungsstrecke wurde in den Plänen „Jurabahn“ genannt.

Für die Jurabahn gab es 4 geplante Möglichkeiten:

  1. über Würgau und Königsfeld (Baukosten 1,89 Millionen Mark)
  2. durch das Burglesauer Tal über Steinfeld und Königsfeld (2,125 Millionen Mark)
  3. von Memmelsdorf über Litzendorf, Tiefenellern und Königsfeld (2,170 Millionen Mark)
  4. von Gundelsheim über Melkendorf, Herzogenreuth und Königsfeld (Baukosten 2,77 Millionen Mark)

Alle Pläne führten also über Königsfeld, welches einen Bahnhof erhalten sollte. 


Welcher Plan war die bevorzugte Linie?

Die von den Planern bevorzugte Linie wäre die Möglichkeit Nr. 2 gewesen: Sie würde von Scheßlitz in Richtung Würgau  verlaufen, hätte dann am Schlappenreuther Berg in den Jura hochgeführt. Durch das Burglesauer Tal wäre die Bahn dann über Gräfenhäusling nach Steinfeld gelangt, um schließlich durch die Täler von Wiesent und Aufseß über Königsfeld die Stadt Hollfeld zu erreichen.

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Suche auf der Landkarte die Orte für die bevorzugte Bahnlinie Scheßlitz-Königsfeld-Hollfeld(= blaue Linie)!


Warum scheiterte der Plan?

Im Jahr 1906 wurde der Plan für eine Jurabahn nach umfangreichen Vorarbeiten wieder gestoppt, da Scheßlitz und Hollfeld lieber Endbahnhöfe bleiben wollten.

Der Grund waren aber nicht die hohen Baukosten (zwei Millionen Mark) oder dass die Königsfelder Bauern nicht ihre Felder an die Eisenbahn verkaufen wollten. Scheßlitz und Hollfeld dachten vielmehr, dass sie als Endstationen mehr Geld verdienen würden, und lehnten daher die Jurabahn ab.

Nach 1918 wurden die Bemühungen zum Bau der Jurabahn wieder aufgenommen. Doch 1920 gab die Regierung bekannt, dass angesichts der schlechten Wirtschaftslage der Bau der Jurabahn nicht möglich sei.

Im Jahr 1930 wurde schließlich eine Postbus-Linie von Bamberg über Scheßlitz und Hollfeld nach Bayreuth eröffnet. Das Vorhaben der Jurabahn war endgültig gescheitert.

Heute führt die Bahnverbindung zwischen Bamberg und Bayreuth in einem großen Bogen um den fränkischen Jura herum über Lichtenfels und Kulmbach. Wegen dieses Umweges dauert die Fahrt von Bamberg nach Bayreuth ca. 2 Stunden!


Lohnte sich das Scheitern der Jurabahn für Scheßlitz und Bamberg?

► Zunächst behielten Scheßlitz und Hollfeld zwar recht: Ein Endbahnhof brachte mehr Geld ein als ein Zwischenstopp zwischen Bamberg und Hollfeld.

► Durch den anwachsenden Auto- und LKW-Verkehr in den 1970er und 1980er Jahren wurden jedoch immer weniger Personen und Waren mit der Eisenbahn transportiert. Die deutsche Eisenbahn (nun hieß sie „Deutsche Bundesbahn“) beschloss daher Strecken zu schließen, auf welchen zu wenig Personen und Waren befördert wurden. Dazu gehörten die Bahnstrecken von Scheßlitz und Hollfeld.

► Die Bahnstrecke Bayreuth–Hollfeld wurde im Jahr 1974 stillgelegt, die Bahnstrecke Scheßlitz-Bamberg im Jahr 1988.

► Wahrscheinlich würde die Verbindungsstrecke der Jurabahn zwischen Bamberg und Hollfeld noch heute bestehen, da diese Verbindung die kürzeste zwischen beiden Städten ist. Als Bahnhöfe der Jurabahn hätten die Bahnhöfe Scheßlitz und Hollfeld also viel besser überleben können.

Königsfeld hätte durch einen Bahnhof der Jurabahn wohl viele Vorteile gehabt: Wahrscheinlich wären viele Firmen und Fabriken entstanden. Zudem hätten die Einwohner von Königsfeld eine gute Bahnverbindung nach Bamberg und nach Bayreuth gehabt.

► Allerdings hätte es auch einige Nachteile gegeben: Die Verbindung von Bamberg nach Bayreuth wäre wohl schnell zweigleisig ausgebaut worden. Unsere schöne Landschaft wäre durch die Bahndämme und Lärmschutzanlagen beeinträchtigt worden. Die Fahrgeräusche der Personen- und Güterzüge hätten zu einer Lärmbelastung der Einwohner geführt.


 

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Quelle:

https://de.wikipedia.org/wiki/Hollfeld#Schienenverkehr

 Foto von Helmut Dahlhaus, 1974: http://forum.spurnull-magazin.de/mitstreiter-gesucht-gruppen-und-vereine/nachbau-nebenbahn-bayreuth-hollfeld-14538/index2.html