Das Denkmal mitten im Dorf


Die Geschichte von Königsfeld für Jung und Alt

© Frank Dörfler


Ein Obelisk

Welches Denkmal stand mitten im Dorf?

► Im Jahre 1905 wurde in Königsfeld ein Kriegerdenkmal mitten im Dorf neben der Aufseß an der Brücke des Kirchberges (Jakobsberg) errichtet. Es hatte die Gestalt eines großen Steinpfeilers, der in seiner Form „Obelisk“ genannt wird. Diese Form eines Denkmals drückt vor allem die Ehrerbietung aus. Das Denkmal war also ein Ehrenmal.


Eisernes Kreuz – Quelle:  Wikipedia Commons

Für wen wurde dieses Ehrenmal errichtet?

► Das Kriegerdenkmal trug ein Eisernes Kreuz. Dies war das Zeichen des Deutschen Reiches für besondere Tapferkeit. Soldaten bekamen es auch als Orden verliehen. Unter dem Eisernen Kreuz war die Inschrift „1870 – 1871“ eingemeißelt.

Das alte Kriegerdenkmal mit dem Eisernen Kreuz rechts im Bild – Foto: http://www.ak-lkr-bamberg.de/koenigsfeld.html

► In den Jahren 1870 bis 1871 fand der Deutsch-Französische Krieg statt, den Deutschland gewann. Eine Folge dieses Sieges war, dass die einzelnen deutschen Länder sich zum großen Deutschen Kaiserreich vereinigten. Daher hatten die Leute damals das Gefühl, dass dieser Krieg trotz der gefallenen (getöteten) Soldaten einen Sinn gehabt hatte.

► So errichteten auch die Königsfelder im Jahre 1905 dieses Kriegerdenkmal für die Männer aus Königsfeld, welche in den Jahren 1870 bis 1871 im Krieg gegen Frankreich als Soldaten gefallen (gestorben) waren. In der damaligen Zeit hatte der Soldatenberuf ein hohes Ansehen. Wer im Krieg starb, galt als Held. Der Spruch „Süß und ehrenvoll ist es, für das Vaterland zu sterben“ des römischen Dichters Horaz zierte die Bierkrüge vieler Soldaten. Das Kriegerdenkmal sollte die Gefallenen würdig ehren und ihre Angehörigen trösten, indem es deren Tod einen Sinn gab. Es drückte nach dem damaligen Verständnis aus, dass die gefallenen Königsfelder Soldaten sich im Kampf für den Sieg des Deutschen Kaiserreiches geopfert hatten.


Welche Veränderungen wurden am Denkmal vorgenommen?

► In den Jahren 1914 bis 1918 fand der 1. Weltkrieg statt, welcher auch in der Gemeinde Königsfeld viele Opfer forderte und den Deutschland verlor. Das Denkmal wurde daraufhin um die Inschrift „1914 – 1918“ ergänzt. Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte auf dem Denkmal die Ergänzung „1939 – 1945“ .


Warum steht dieses Denkmal heute nicht mehr?

► Der 2. Weltkrieg von 1939 – 1945 endete für Deutschland als totale Katastrophe. Deutschland verlor diesen großen Krieg, den der damalige Kanzler Adolf Hitler angefangen hatte, um andere Länder zu erobern. In diesem Krieg starben viele Millionen Menschen. Nach dieser schweren Niederlage änderte sich in Deutschland die Bewertung des Soldatentodes. Nicht mehr das Heldentum stand im Mittelpunkt, sondern die schrecklichen Erlebnisse im verlorenen 2. Weltkrieg. Die gestorbenen Soldaten wurden nun nicht mehr als Helden für das Vaterland gesehen, sondern als sinnlose Opfer eines verlorenen Krieges.

Pfarrer Bernhard Krüger – Foto: www.foerst-online.de

► Diese Erfahrungen hatte auch der Priester Bernhard Krüger gemacht, welcher von 1956 bis 2004 für 48 Jahre Pfarrer in Königsfeld war. Er erlebte als junger Soldat die schreckliche Schlacht von Stalingrad in Russland. Als Verwundeter war er einer der wenigen Soldaten, welche aus Stalingrad mit dem Flugzeug gerettet wurden. Er hatte erlebt, dass der Tod seiner Kameraden nicht „süß und ehrenvoll“, sondern grauenvoll war. Darum setzte er sich für ein neues Denkmal für die Opfer des 1. und 2. Weltkrieges ein. Dieses sollte mehr den Charakter eines Mahnmales für den Frieden betonen.


Wie sieht das heutige Denkmal aus?

► So kam es im Jahre 1991 im Zuge der Erneuerung des Ortsbildes von Königsfeld im Rahmen der Abwasserkanalarbeiten (Kläranlage), dass das alte Kriegerdenkmal entfernt und durch ein neues Denkmal ersetzt wurde: Dieses heutige Denkmal versteht sich auf den ersten Blick als Mahnmal gegen den Krieg. Im Gegensatz zu dem abstrakten (gestaltlosen) Obelisken des alten Ehrenmales wurde nun konkret ein leidender Christus gestaltet, der unter der Last des Kreuzes zusammenbricht. Darunter ist die Inschrift zu lesen: „Ihr Opfer mahnt uns zum Frieden  1914-1918   1939-1945“ . Das Mahnmal steht nicht mehr an der Stelle des alten Ehrenmales direkt an der Brücke. Es ist etwas bergaufwärts am Jakobsberg errichtet worden.


Welche Überraschung bietet die Rückseite des Denkmales?

Die Rückseite des heutigen Denkmals – Foto: Frank Dörfler

 Die Rückseite des Denkmals scheint uns nur darüber zu informieren, dass es im Jahr 1991 an die Stelle des bereits 1905 errichteten trat.

Aber halt! Lies genau!

► Es steht dort: „DIESES EHRENMAL WURDE … “ . Das ist insofern eine wichtige Überraschung, weil es bedeutet, dass das neue Mahnmal nicht die Funktion des alten Kriegerdenkmales als Ehrenmal auslöschen will. Es will vielmehr beides sein: Mahnmal für den Frieden und Ehrenmal für die gefallenen Soldaten.


 

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Quellen:

 Privates Archiv von Frank Dörfler

 Privates Archiv von Roland Schwengber

Wikipedia: www.wikipedia.de

Wikimedia Commons: www.commons.wikimedia.org

 Klexikon – Das freie Kinderlexikon: www.klexikon.de

http://www.foerst-online.de/Laibaroes/id23.htm